Einmal Schutz …

Grenzen haben es in sich. Als Schutz herzlich willkommen. Und genau da gehören sie auch hin. Die Erfahrung zeigt: sogar mehr als gedacht. Denn gut aufgestellt sein heißt auch, für gute Grenzen zu sorgen, innere und äußere.

… aber dann fixieren sie

Aber dann hört es schon auf – viel öfter sind sie das Gegenteil: Beeinträchtigung. Wir spüren Ohnmacht, Scham, Entmutigung: „Mehr geht nicht?“ Und damit haben sie denn diese fatale Eigenschaft: Sie fixieren – zuerst darauf, dass es so nicht weitergeht; dann aber, wie es eigentlich sein sollte – eigentlich. Das macht sie zu Klammern.

Nicht letztes Wort

Deshalb müssen Grenzen Raum bekommen. Weil Grenzen nicht letztes Wort sind. Und das gilt, solange wir leben. Grenzen sind der Ort, an dem die eigentlichen Fragen aufbrechen. Warum sich dann abfinden? Das wäre erstickend.

Zur Grenze gehört der andere Blickwinkel

Darum gehört zur Grenze, die wir erfahren, ein hörendes Ohr. Kein Ratschlag. Ratschläge sind gut gemeint. Aber: Nehmen sie unsere Fragen wahr? Vielleicht tut das nur der, der mit Respekt nachfragt. Denn eigentlich weiß keiner, was in uns vorgeht. Weder unser Gegenüber, und vielleicht wir selbst auch nicht so ganz. Und deshalb braucht es jemanden, der nicht von vornherein schon seine Theorien hat. Sondern der weiß, dass er sich auf fremdes Terrain begibt – ein Terrain, das er sich erschließen lassen muss. Sein Vorteil ist vielleicht nur, dass er einen anderen Blickwinkel mitbringt.

Grenze – auch Chance

Aber hier liegt die Chance: In diesem Vis-à-vis kommen die Begrenzungen ans Licht. Sie kommen auch in ein anderes Licht. Es kann sichtbar werden, was es neben den erfahrenen Grenzen sonst noch gibt. Was verwickelt ist, kann sich ent-wickeln. Es kann weitergehen. Anders. Denn Grenzen haben auch die verblüffende Eigenschaft, dass sie neue Türen aufstoßen können. Immer sind sie auch Chancen, und die lassen sich nutzen. Deshalb:

Die Antwort auf Grenze ist Aufbruch